Ich befasse mich schon seit Jahren mit Capture One Styles. Capture One ist mein primäres Bildbearbeitungsprogramm und ich muss zugeben, dass ich anfangs zu Styles sehr verhalten war. Ich war der Meinung, dass jedes Bild eine eigene manuelle Bearbeitung braucht. Doch mittlerweile sind Styles für meine Fotografie nicht mehr wegzudenken. Sie beschleunigen und unterstützen meinen Auswahl- und Bildbearbeitungsprozess enorm.
Capture One Styles sind Vorlagen oder Presets für Einstellungen, die in Capture One vorgenommen werden können, um den Bildbearbeitung-Prozess zu beschleunigen. Mit Capture One Styles können Parameter wie: Kontrast, Schärfe, HDR, Vignette, Farben, Tonwerte und andere in eine Datei gespeichert und immer wieder aufgerufen werden. Capture One Styles werden gerne in Kollektionen zusammengefasst und definieren meistens einen bestimmten Stil oder Thema.
Warum sind Capture One Styles so wichtig?


Styles können für unterschiedliche Aufgaben und sehr kreativ genutzt werden. Die Hauptgründe, für die ich Capture One Styles einsetze, sind folgende:
- Sie beschleunigen den Bildbearbeitungsprozess! Gute Styles sind eine hervorragende Anfangsbasis für eine Bildbearbeitung. Meistens ergeben sich im Laufe der Zeit gleichbleibende Einstellungen wie Kontrast, Schärfe, Farben und andere Einstellungen, die mit Styles sehr gut abgedeckt werden können. Es ist jedoch eine Herausforderung, ein Style zu erstellen, welches für viele Bilder funktioniert. Meistens sind mehrfache Anpassungen und Feinjustierungen notwendig, um die perfekte Kombination für sich selber zu erstellen.
- Mit Styles können eigenen Stile kreiert werden, die eine Galerie oder ein Profil homogen erscheinen lassen. Dabei spielen neben den Grundeinstellungen Kontrast, Schärfe, Höhen, Tiefen vor allem die Farben eine wichtige Rolle. „Color Grading“ ist das Zauberwort und wird immer aktiver auch für Bilder eingesetzt. Capture One bietet sehr gute Möglichkeiten, Farben und Tonwerte anzupassen, doch es bedarf Übung und Erfahrung, um diese zu bedienen. Ein theoretisches Grundwissen, vor allem über Farbkontraste ist dabei auch von Vorteil.
- Styles eröffnen in der Bildbearbeitung neue Ansätze und Perspektiven. Ich bin schon öfters versehentlich mit der Maus über ein Style gefahren und ohne es zu erwarten, sah das Bild richtig gut aus. Inzwischen probiere ich vor allem bei Fotos, bei denen ich nicht gleich weiß wie ich sie bearbeiten soll, alle Styles mal aus. Manchmal funktionieren bei einem Bild eben die Styles sehr gut, von denen du es am wenigstens erwartest.
- Styles unterstützen und beschleunigen die Bewertung der Fotos. Denn RAW Bilder sind flach und wenig scharf, wenn sie nicht bearbeitet oder entwickelt sind und können oft schwer bewertet werden. Ob der Fokus richtig sitzt, oder die Kontraste oder die Schärfe gut sind, sieht man am besten, wenn das RAW-Bild bearbeitet ist. Da die Autokorrektur (die in Capture One sehr gut funktioniert) nicht immer ausreichend ist, können farbneutrale Styles sehr hilfreich sein. Diese können nach dem Import und vor der Bewertung gleich als Batch aus alle importierten Fotos angewendet werden.
Der Mythos: mit einem Klick ist das Foto bearbeitet
Stimmt das? Funktioniert es mit Styles?
Tatsächlich schaffe ich es immer mehr Fotos mit einem Klick zu entwickeln. Vermutlich liegt es daran, dass ich meine Fotos möglichst bei ähnlichem Licht aufnehme, also wenn die Sonne tief steht, bei Sonnenuntergang oder in der blauen Stunde. Da die Styles darauf ausgelegt sind, funktioniert es tatsächlich öfters als gedacht.
Hilfreich ist sicherlich auch die Preview Funktion, die die meisten Programme haben (Capture One, Adobe Lightroom, Luminar), wenn ich mit der Maus über ein Style rüberfahre. Abhängig von der Rechenpower zeigt das Programm fast instant das bearbeitete Foto an.
Aber die Antwort auf die Frage, ob man mit Styles tatsächlich mit einem Klick ein fertiges Bild bekommt, heißt: ja, es funktioniert! Doch Styles sind eigentlich dafür gedacht, nur eine gute Ausgangsbasis für eine individuelle Bildbearbeitung, bei der Nachjustierungen oder Ergänzungen oft notwendig sind, um ein fertiges Foto zu erhalten.


Persönlich brauche ich, wenn es perfekt läuft, zwei Klicks. Denn bevor ich einen Style anwende, lass ich meine Fotos erstmal von Capture One automatisch korrigieren. Ich finde, dass Capture One eine sehr gute Autokorrektur hat, die als Basis für meine Styles dienen.
Capture One Styles Empfehlung
Styles sind eine große Bereicherung für die Fotobearbeitung und können eine sehr gute Anfangsbasis bieten. Folgende Style-Pakete, die ich auch persönlich nutze, kann ich empfehlen:
1. AllinOne Styles Collection
Die „All In One“ Style Collection by Volker Rastel, enthält:
- 15 Styles: 7 Farbkombinationen, 4 Dramatische, 4 Schwarz-Weiß
- 15 Settings: Lichter, Tiefen, Schärfe, Grain, …
- 15 RAW Beispiele: für jeden Style ein RAW Beispiel
Neben den normalen Styles bietet dieses Paket auch 15 Einstellungen, die in Kombination mit den Basiseinstellungen der Styles funktionieren. So kannst du für einen bestimmten Style den Kontrast, die Tiefen oder die Schärfe in verschiedenen Stufen anpassen.
Die 15 RAW Beispiele sind zum Üben gedacht und zeigen dir vor allem welche Farbkombinationen am besten mit den verschiedenen Styles funktionieren.
Am besten funktioniert dieses Paket bei Fotos mit weichem Licht. Das bedeutet: keine harten Schatten oder Mittagssonne. In der Regel ist in der Fotografie ein weiches Licht bis auf wenig Ausnahmen immer zu empfehlen. Schau dir dazu mein Artikel über „die beste Zeit zum Fotografieren“ an.
Das Paket liegt preislich eher im unteren Mittelfeld und hat meiner Meinung nach ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
2. Mastin Labs Styles
Kirk Mastin bietet mehrere Style-Pakete an, die alten Analogfilme wie Ektar 100, Gold 200, Fuji 400H, Fuji 800Z und andere nachgebaut hat. Anders als die meisten Anbieter für Retro-Styles, ist Kirk ein erfahrener „Old-Fashion“ Fotograf, der früher viel analog fotografiert und sie anschließend digitalisiert hat. Er kennt daher diese alten Filme und Scanner sehr gut.
Seite Pakete sind ideal für Hochzeitsfotos, Familie, Porträts.
Preislich liegen seine Styles Kollektionen sehr hoch und sind vor allem für Profis attraktiv. Ca. 99 € pro Paket ist viel Geld, wenn man bedenkt, dass dieses „nur“ 3-6 Styles beinhaltet. Manchmal jedoch reichen auch nur wenig, aber gute Styles aus.
3. Phase One Styles
Phase One, der Hersteller von Capture One, bietet auf seiner Seite gleich mehrere Style-Pakete verschiedener bekannten Fotografen an. Die Style-Pakete sind sehr gut beschrieben und können auch als „Bundle“ mit oder ohne Capture One gekauft werden.
Das Ausgangsbild ist sehr wichtig
Ein ganz wichtiger Hinweis für die Nutzung von Styles: am besten funktionieren Styles, wenn das Bild richtig gemacht wird. Styles können nicht zaubern und funktionieren bei schlechten Aufnahmen nicht. Gute Aufnahmen erfodern ein gutes Licht, Kontraste, Perspektiven und vieles mehr. Eine gute Übersicht dazu findest du in meinem Artikel: 36 Fotografie Tipps
Für wen eignen sich Capture One Styles?
Jeder kann von Styles profitieren, ob Anfänger oder Profi. Styles unterstützen dich anfangs bei der Bearbeitung deiner Fotos zum Beispiel, um einen bestimmten einheitlich wirkender Stil zu erzeugen oder zur Beschleunigung deines Prozesses.


Wer gerade mit der Bildbearbeitung starten, ist am Anfang überfordert.
- Womit fängt man an?
- Was bedeuten die vielen Regler?
- Welche Reihenfolge ist die beste?
- Wie soll der Workflow aussehen?
- …
Styles können anfangs eine große Hilfe sein, um überhaupt mit der Fotobearbeitung zu starten, denn eins ist klar: Wer in RAW fotografiert, der muss die Fotos entwickeln.
Mit der Zeit versteht man die Regler immer besser und es bilden sich wiederkehrende Einstellungen, die zu deiner Kamera und zu deinem Geschmack passen.


Erfahrene Bildbearbeiter erstellen sich eigene Styles oder passen fremde Styles so an, dass sie ihren speziellen Geschmack treffen. Ein permanentes Lernen, Testen und Nachjustieren führt dann zu Styles, die gut funktionieren.
Können Capture One Styles viele Bilder abdecken?
Eindeutig, ja! Zwei meiner Styles der AllInOne Style Collection für Capture One passen für 95% meiner Bilder. Dazu muss ich auch sagen, dass die meisten Bilder bei ähnlichem Licht aufgenommen wurden. Sobald ich Fotos, die in der Mittagssonne aufgenommen wurden, bearbeite, funktionieren sie nur noch bedingt.
Andere Styles, die vor allem Farben verändern, passen nur zu bestimmten Bilder. Mein Red-Green Style zum Beispiel passt vielleicht nur zu 30 % meiner Bilder, dafür liefert dieser Style einen ganz besonderen Look.


Und dann sind noch die speziellen Capture One Styles, die nur für 3-5 % meiner Fotos funktionieren. Das sind Styles, die vor allem für kontraststarke Luftbilder passen. Diese nutze ich selten, sind aber sehr wirkungsvoll bei Landschaftsfotos.
Kostenlose vs. nicht kostenlose Capture One Styles
Capture One wird schon mit eigenen kostenlosen Styles mitgeliefert, die einen guten Start in die Bildbearbeitung bieten. Vereinzelt findest du auch andere kostenlose Style Pakete zum Download.
Aber mit den Styles ist es so wie mit den WordPress Themen: für den Start sind sie super, wenn du allerdings ernsthafte Fotobearbeitung mit Capture One machen möchtest, kommst du wahrscheinlich an kostenpflichtige Styles nicht vorbei.
Gute Styles sind aufwendig zu erstellen, benötigen gute fotografische Kenntnisse in den Bereichen Bildbearbeitung, Farben, Color Grading, Kontraste, usw. Wie bei jedem Produkt stecken Aufwendungen dahinter. Meistens stecken neben der Arbeitszeit auch Investitionen dahinter (andere Style Pakete, Bücher, Kurse, …).


Capture One Styles installieren
Um ein Capture One Style oder Capture One Style Paket zu installieren gehst du ganz einfach auf unter „Stile und Voreinstellungen“ auf „Stile importieren“ und sucht dir deine Styles aus. Sie erschienen dann in Capture One und kannst sie sofort benutzen.
Capture One Workflow
Styles können wunderbar im Bildbearbeitung-Workflow integriert werden und können ihn besonders gut unterstützen. In einem detaillierten Artikel: Capture One Workflow beschreibe ich diesen Prozess