Wenn du dir jetzt denkst: “oh nee, nicht schon wieder so ein Standardkurs über die Kameraeinstellungen der sich gleich am Anfang mit der langweiligen Theorie über Blende, Belichtungszeit und ISO befasst” dann kann ich dich beruhigen. Ich bin selber noch aus meiner Anfangszeit geprägt und ich weiß wie kompliziert und konfus das Ganze am Anfang sein kann. Ich kann mir vorstellen dass es alles andere als motivierend am Anfang ist. 

Dennoch möchte ich die einzelnen Einstellungen jetzt grob erklären um eine wichtige basis zum fotografieren zu haben. Wir schauen uns jedoch nur die für den start notwendigen Sachen an und versuchen danach schnell auch einige Ergebnisse zu bekommen. 

Das Format

Ganz wichtig ist es dass du in deiner Kamera das Format auf RAW einstellst. Solange du RAW Bilder noch nicht entwickelst, kannst du gerne auch RAW + JPG einstellen. Das RAW behältst du für eine spätere RAW-Entwicklung, das JPG kannst du jetzt verwenden.

Warum RAW?

In einem RAW werden die nicht komprimierten Sensordaten gespeichert. Wenn deine Kamera auf JPG eingestellt ist dann entwickelt und komprimiert sie diese Sensordaten destruktiv in JPG. 

Der Speicherbedarf ist bei den RAW Files zwar um ein vielfaches größer als beim JPG-Format aber, du kannst aus den Details, der Schärfe oder dem Weißabgleich viel mehr herausholen als bei JPG und sie somit besser bearbeiteten. Ein unentwickeltes RAW Bild ist in Vergleich zum JPEG viel “flacher” in Farben, Kontrast, Schärfe u.a. Erst die Entwicklung macht es zu einem nutzbarem Bild.

Das Seitenverhältnis

Die Einstellung für das Seitenverhältnis eines Bildes ist im ersten Moment für ein RAW Bild irrelevant. RAW Bilder sind unbearbeitete Sensordaten und werden auch nicht geschnitten sondern bleiben immer in der Größe in der der Kamerasensor sie aufnimmt. Das bedeutet, wenn du mit einer Sony oder Fuji Kamera fotografierst dass deine RAW Files ein Seitenverhältnis von 2:3 haben. Bei Olympus sind sie dann 4:3. 

Das Seitenverhältnis ist jedoch auch bei RAW deshalb so wichtig weil in diesem Format die Bildkomposition erfolgt. 

Das bedeutet: wenn du deine Fotos eher in Vollformat auf einem Fernseher oder Projektor anschauen möchtest, dann wählst du ein Seitenverhältnis von 16:9 in der Kamera aus. Wenn du eher Fotos drucken möchtest dann stellst du ein 2:3 Format ein.

Hinweis: das eingestellte Seitenverhältnis in der Kamera wird nur auf digitale Sucher angezeigt (Kompaktkameras, Systemkameras). Optische Sucher wie zum Beispiel die einer Spiegelreflexkamera ignorieren meines Wissens diese Einstellung.

Die Blende

Die Blendenöffnung bestimmt wieviel Licht durch das Objektiv auf dem Sensor gleichzeitig durchkommt. Gleichzeitig legt sie auch die Tiefenschärfe fest. Diese ist die Ebene oder die Tiefe im Foto die scharf dargestellt wird. Je größer die Blende je mehr Licht kommt rein und die Tiefenschärfe schrumpft. Bei einer kleinen Blende ist ein größerer Bereich im Bild scharf.

Eine große Blende ist gut wenn wenig Licht zu Verfügung steht um Verwacklungen zu reduzieren oder wenn das Motiv vom Vorder- oder hintergrund isoliert werden soll. Eine kleine Blende wird bei viel Licht benutzt oder wenn zum Beispiel das Foto von vorne bis hinten scharf sein muss.

Zu erwähnen wäre noch: eine große Blende bedeutet ein kleiner Blendenwert und umgekehrt!

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit gibt an wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird. Sie ist neben der Blende und dem ISO eine der 3 wichtigen Komponenten die die Belichtung eines Bildes beeinflusst. Je länger das Licht durch das Objektiv auf dem Sensor gelangt, je heller wird das Bild. 

Problematisch sind dabei bewegte Motive die bei einer längeren Verschlusszeit verwackeln. Eine kurze Verschlusszeit friert hingegen eine Bewegung im Bild völlig ein. Du kannst dir das sehr einfach merken: bewegte Sportmotive werden mit einer kurzen Verschlusszeit aufgenommen, Nachtaufnahmen hingegen mit einer langen Verschlusszeit.

Am besten kannst du das im Blendenautomatik Modus deiner Kamera testen. Hier kannst du die Verschlusszeit manuell einstellen, dabei werden die Blende und die ISO durch die Kamera automatisch eingestellt.

ISO

Die ISO in der Fotografie ist die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Damit steuerst du wie stark das Bild aufgehellt wird ohne dass du die Blende oder die Verschlusszeit veränderst. Idealerweise nimmt du ein Bild mit dem kleinsten ISO Wert. Bei den meisten Kameras ist dieser 100. Wenn du mit der Blende oder der Verschlusszeit keinen Spielraum mehr hast dann erhöhst du den ISO Wert bis das Bild hell genug ist.

Aber vorsicht, umso mehr du die ISO erhöhst desto mehr rauscht das Bild. Die meisten Kameras schaffen rauschfreie Bilder bis mindestens ISO 1600 oder sogar 3200. Die neuesten Kameras schaffen sogar ISO 6400. Das hängt jedoch auch vom Motiv ab.

Aktuelle Kameras unterstützen die Einstellung der ISO mit einer „Auto ISO-Funktion“. Damit kannst du einen Bereich in dem die Kamera die ISO automatisch aussucht. Ich habe in meiner Kamera den Bereich zwischen 100-800 hinterlegt. Bei Bedarf erhöhe ich ihn auf 1600, alles andere stelle ich manuell ein.

Die Belichtung

Die Belichtung ist keine Einstellung die du mit einem Regler vornehmen kannst. Ich möchte sie aber hier erwähnen weil sie die Kombination der drei wichtigsten Einstellungen: 

  • Blende, Verschlusszeit und ISO. 

Wenn du dir ein Dreieck vorstellst und in jeder Ecke einen dieser Werte hinterlegst dann stellt der Bereich in der Mitte des Dreiecks die gute Belichtung dar. Jeder Punkt ist eine Kombination der Werte Blende, Verschlusszeit und ISO. Dieses Dreieck ist auch als das Belichtungsdreieck bekannt.

Die Aufnahmemodus der Kamera

Die meisten Kameras haben mehrere Aufnahmemodis:

  • einen oder mehrere vollautomatische Modis
  • mehrere halbautomatische Kameramodus (P, A, S, M)
  • einen oder mehrere manuelle Modis
  • einen oder mehrere “Szenen” Modis

Der Modus: Automatik

In diesem Modus entscheidet die Kamera welche Einstellungen sie vornehmen soll. Hier musst du dir keine Gedanken über die Einstellungen machen sondern dich voll auf das Motiv konzentrieren. Das funktioniert eigentlich bei allen Kameras ziemlich gut und reduziert die Einstiegshürde für die Fotografie. 

Diesen Modus kannst du vor allem am Anfang für normale Fotos sehr gut nutzen.

Der Modus: „intelligente Automatik“

Zumindest heißt er so bei meiner Sony a6500 Kamera und ergänzt den automatischen Modus mit den Szenen Modi. Das hat den Vorteil dass du zum Beispiel bei Nacht-, Sport- Porträt- oder Makroaufnahmen bessere Ergebnisse erhält. Während die Kamera bei einer Nachtaufnahme die Verschlusszeit höher einstellt, verringert sie diese bei Sportaufnahmen. Ähnlich verfährt sie mit der Blende bei Porträt- oder Makrofotos.

Diesen Modus nutze ich öfters im Urlaub oder auch mal auf Reisen. So kann ich mich voll auf Umgebung konzentrieren.

Der Modus: Programmautomatik (P) 

Die Programmautomatik ist ein weiterer vollautomatischer Modus. Der Unterschied zu den anderen ist dass du mehrere Einstellungen wie zum Beispiel die Belichtung, den Weißabgleich, die ISO, Blende, Verschlusszeit, u.a. vornehmen kannst. Dieser Modus ist der flexibelste automatische Modus in dem du fast jede wichtige Einstellung beeinflussen kannst ohne dass das Bild unter- oder überbelichtet wird.

Der Modus: Blendenpriorität (A) 

In diesem Modus kannst du die Blende manuell einstellen und die Kamera berechnet alle anderen Einstellungen automatisch = ein weiterer vollautomatischer Modus. Diesen Modus kannst du zum Beispiel für Porträtfotos einsetzen. Du stellst einfach das Objektiv auf die größte Blende (kleinster Blendenwert) um das Motiv vom Hintergrund zu isolieren.

Der Modus Verschlusspriorität (S)

In diesem Modus kannst du die Verschlusszeit manuell einstellen und die Kamera berechnet alle anderen Einstellungen automatisch = ein weiterer vollautomatischer Modus. Dieser Modus ist perfekt für eine Langzeitbelichtung geeignet. Eine befahrene Straße in der Nacht, oder ein Sternenhimmel sind perfekt Motive.

Der Manuelle Modus (M, MR)

Der manuelle Modus ist natürlich der schwierigste vor allem wenn du am Anfang bist weil du hier alles selber einstellen musst. Inzwischen geht das mit einem LifeView viel besser weil du schon in etwas das fertige Ergebnis sehen kannst, doch die Auswirkung der einzelnen Einstellungen musst du kennen. Eine hohe ISO führt zu Rauschen, eine längere Belichtungszeit führt ohne eine Stabilisierung zu Verwacklungen, u.s.w.

Diesen Modus werden wir uns im laufe des Kurses etwas genauer anschauen.

Der Modus: Szenenwahl (SCN)

Das Szenenwahlprogramm ist ein halbautomatischer Modus welcher Einstellungen für verschiedenen Szenen wie Makro, Porträt, Sport, Landschaft, Nachtszene, Sonnenuntergang, u.a. vornimmt. Bei Porträts wir eine große Blende ausgewählt, bei Sportaufnahmen eine kurze Verschlusszeit, bei Landschaft eine kleine Blende u.s.w. Intelligente Kameras nehmen Nachtbilder als mehrere Fotos auf die dann automatisch zusammengefügt werden um das Rauschen zu reduzieren.

Die Szenenwahl macht am Anfang als Vorstufe zu den anderen Modis Sinn. 

Der Fokus

Vereinfacht gesagt ist der Fokus der Bereich im Sucher oder auf dem Display in welchem die Kamera fokussiert und somit scharf stellt. Dieser Bereich wird als Fokusfeld bezeichnet und kann verschieden eingestellt werden. 

Ganz beliebt ist der Spot weil man selber bestimmen kann wo der Fokus liegen soll. Das Fokusfeld beim Spot liegt immer in der Mitte, das bedeutet aber nicht dass immer dieser Bereich scharf werden muss. Du kannst einfach deinen gewünschten Bereich mittig fokussieren indem du den Auslöser halb drückst, und dann halb gedrückt dein Bildbereich verändern. 

Des Weiteren gibt es auch Fokusfelder wie Breit, Feld, Mitte die immer besser werden.

Der Autofokus

Die heutigen Kameras, insbesondere Sony aber auch andere, haben einen sehr guten Autofokus (AF) und immer besser arbeitende Fokusmodies. Zum Beispiel haben viele Kameras inzwischen einen Nachführ-AF. Dieser verfolgt das Motiv und unterstützt zum Beispiel eine Serienaufnahme (in der Sportfotografie oder Tierfotografie).

Bildstabilisierung

Die Bildstabilisierung wird immer beliebter. Primär wird sie beim Filmen genutzt, aber auch in der Fotografie kann eine Stabilisierung eine große Hilfe sein. Handys haben eine Software Stabilisierung, das bedeutet dass ein nicht unwesentlicher Bereich des Bildes am Rand abgeschnitten wird um das Bild durch Software zu stabilisieren. Dieses funktioniert zwar sehr gut, reduziert jedoch die Auflösung.

Eine gute Hardware-Bildstabilisierung behält das volle Bild und unterstützt auch beim Fotografieren. Umgerechnet 2-3 Blendenstufen kannst du dir damit sparen und kann in sehr dunklen Umgebungen sehr nützlich sein.

Bildstabilisatoren werden in Kameras und / oder in Objektive eingebaut. Olympus baut sie eher in den Kameras und haben über die Jahre vermutlich einen der besten Bildstabilisatoren entwickelt, Sony hingegebene baut sie eher in den Objektiven. Es sind unterschiedliche Konzepte und das solltest du bei der Auswahl berücksichtigen.

Die meisten Sony Objektive sind stabilisiert, Sigma Objektive für Sony hingegen nicht.

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